Einleitung
Kennst du das? Du bist in einem sehr engen Tunnel. Dein Herz beginnt stark zu pochen, du bekommst Atemnot. Und genau das macht noch mehr Angst. Alles, was du willst, ist dieser Enge, diesem Gefühl zu entkommen. Du willst Distanz zum angstauslösenden Reiz herstellen und flüchten. Gelingt das nicht, verfällst du vielleicht in Starre. „Starr werden vor Angst“. Angst verschärft die Wahrnehmung, Wachsamkeit und die Konzentration. Sie hat der Menschheit ermöglicht, zu überleben und nicht todesmutig allen Reizen entgegenzutreten. Angst ermöglicht die sogenannten Kampf-Flucht-Reaktionen.
Angeborene Ängste
Bestimmte Ängste sind angeboren, z.B. die Angst vor Abgründen oder plötzlich auftretendem Lärm. Mäuse, die noch nie eine Katze gesehen haben, zeigen beim Geruch einer Katze eine Angstreaktion. Entwicklungsgeschichtlich sinnvolle Angstauslöser sind Schmerz, Feuer, Erdbeben und plötzliche Reize.
Stress in der Trächtigkeit
Stresshormone werden direkt von der Mutterhündin über die Plazenta auf ihre Nachkommen weitergegeben. Welpen kommen dadurch ängstlicher und untergewichtig auf die Welt. Deshalb ist es wichtig, dass trächtige Hündinnen keinem Stress ausgesetzt werden.
Erlernte Ängste
Viele Ängste entstehen durch traumatische Erlebnisse (Unfall, Tierheim, Rauferei, Gewalt…). Diese prägen sich besonders intensiv ins Unterbewusstsein ein und beeinflussen das weitere Leben massiv. Alles Erlebte wird in der "emotionalen Datenbank" – der Amygdala – gespeichert. Komplett löschen lassen sie sich nie und können bei Stress jederzeit wieder ins Bewusstsein gelangen. Sind Hunde traumatisiert, müssen sie professionell begleitet werden – Training allein löscht keine Ängste.
Sozial erlernte Ängste
Menschen und Hunde übernehmen Ängste durch Beobachtung. HundehalterInnen sind Bezugspersonen und Vorbilder. Wie Kinder schauen sich Hunde Handlungen und Stimmungen ab. Deshalb ist es wichtig, im Alltag ruhig und besonnen zu agieren.
Angststörungen
Unter Angststörung versteht man psychische Störungen, die mit übertriebener Angst verbunden sind. Dazu gehören z.B. Panikstörungen oder generalisierte Angststörungen, bei denen sich Ängste auf immer mehr Situationen ausweiten.
Furcht und Ängstlichkeit
Furcht bezieht sich auf ein konkretes Objekt oder eine Situation (z.B. Staubsauger, Gewitter). Angst ist dagegen diffuser. Ängstlichkeit ist ein Persönlichkeitsmerkmal – manche Hunde sind von Natur aus sensibler und ängstlicher. Stress und Angst stehen dabei in einem Teufelskreis.
Konditionierte Angstauslöser
Von konditionierten Angstauslösern spricht man, wenn ein neutraler Reiz mit Angst verknüpft wird. Diese Ängste sind individuell: Ein Hund kann z.B. Angst vor Fahrrädern entwickeln, wenn er einen Leinenruck oder schimpfende Worte in deren Nähe erlebt hat.
Symptome von Angst
Typische Symptome sind Gereiztheit, aggressives Verhalten, erhöhte Aufmerksamkeit, Schreckhaftigkeit, Zittern, Muskelanspannung, Atemnot, Hecheln, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafstörungen.
Wege zur Hilfe
Ursachen erkennen und vermeiden, Schutz und Sicherheit bieten, Rückzugsorte ermöglichen, Verständnis zeigen, Ablenkungen anbieten und trösten (Trösten verstärkt keine Ängste!). Serotonin und Oxytocin sind wichtige Gegenspieler von Stress und helfen, Angstgefühle zu regulieren.
Fazit
Dass unsere Hunde genauso fühlen wie wir, hat mich tief beeindruckt. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, unsicheren und ängstlichen Hunden zu helfen und ihnen Wege aus der Angst zu zeigen.